Lernzettel Qualitätssicherung zur GAP1 in den IT-Berufen

Dieser Lernzettel richtet sich nach den möglichen Themen von Teil 1 der gestreckten Abschlussprüfung (GAP) in den IT-Berufen vom IT-Berufe-Podcast.

Qualitätsbegriff nach ISO 9000

  • Die International Organization for Standardization (ISO) hat mit der Norm ISO 9000 einen Qualitätsbegriff entwickelt, der sich auf Produkte, Dienstleistungen und Prozesse bezieht.
  • Der Qualitätsbegriff nach ISO 9000 beschreibt inwieweit ein Produkt oder eine Dienstleistung seinen Anforderungen entspricht.
  • Ein wichtiger Bestandteil des Qualitätsbegriffs nach ISO 9000 ist die kontinuierliche Verbesserung von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen.
  • Qualität ist wichtig, weil nur so ein einwandfreies Produkt garantiert werden kann, dass nicht von den Kunden retourniert wird oder gar Defekt (in Form von Ausschuss) ist.

Modelle und Standards

QS-Normen ISO 9000-9004

Die QS-Normen ISO 9000-9004 sind international anerkannte Normen für Qualitätsmanagement. Sie legen fest, wie Unternehmen Qualitätsmanagement-Systeme aufbauen und betreiben sollen.

ISO 9000
beschreibt die Konzepte und Grundlagen des Qualitätsmanagements und die Begriffe des Qualitätsmanagements.

ISO 9001
legt die Mindestanforderungen an Qualitätsmanagementsysteme fest, nach denen sich ein Unternehmen richten soll. Erzielt werden soll die Erfüllung von Kundenerwartungen (bei Produkten und Dienstleistungen), sowie die Erfüllung behördlicher Anforderungen.

ISO 9004
stellt einen Leitfaden zur ständigen Verbesserung von Qualitätssystemen dar.

EFQM

Das EFQM-Modell (European Foundation for Quality Management) ist ein Rahmenwerk für die Bewertung und Verbesserung von Unternehmensleistungen. Es berücksichtigt sowohl die interne als auch die externe Perspektive und umfasst 9 Kriterien wie z.B. Führung, Strategie und Prozesse.

Six Sigma

Six Sigma ist ein qualitätsorientiertes Konzept, das auf die Verringerung von Fehlerraten und die Verbesserung der Geschäftsprozesse abzielt. Es nutzt statistische Methoden, um die Qualität und Effizienz von Prozessen zu verbessern und Fehler zu reduzieren.

Die Glockenkurve, auch als Normalverteilungskurve bekannt, ist ein wichtiger Bestandteil der statistischen Methoden von Six Sigma. Sie zeigt, wie häufig bestimmte Ergebnisse in einem Prozess auftreten. In einer idealen Six Sigma-Prozessverteilung sollten die meisten Ergebnisse innerhalb von spezifischen Toleranzen liegen, die als Vertrauensintervalle bezeichnet werden.

Vertrauensintervalle sind Bereiche, innerhalb derer ein bestimmter Prozentsatz der Ergebnisse liegen sollte. In einem Six Sigma-Prozess sollten beispielsweise 99,99966% der Ergebnisse innerhalb der Vertrauensintervalle liegen. Dies entspricht einer Fehlerrate von 3,4 Fehler pro Million Möglichkeiten.

Die Verwendung von Vertrauensintervallen und der Glockenkurve ermöglicht es Six Sigma, Prozesse zu messen, zu verstehen und zu verbessern, indem es die Fehlerrate quantifiziert und die Abweichungen von den angestrebten Zielwerten identifiziert.

Nutzen von QS-/QM-Systemen

  • QS- und QM-Systeme sind wichtige Instrumente, um die Qualität von Produkten und Dienstleistungen zu sichern und zu verbessern.
  • Sie helfen, die Anforderungen und Erwartungen der Kunden besser zu verstehen und zu erfüllen.
  • QS- und QM-Systeme unterstützen das Unternehmen bei der Identifikation und Beseitigung von Fehlern und Schwachstellen in den Prozessen.
  • Sie tragen zur Steigerung der Kundenzufriedenheit und damit auch zur Verbesserung des Unternehmenserfolgs bei.

Mitarbeit an der Verbesserung des betriebseigenen QS-Systems

  • Mitarbeiter können an der Verbesserung des betriebseigenen QS-Systems mitwirken, indem sie beispielsweise Vorschläge zur Verbesserung von Prozessen und Arbeitsabläufen machen.
  • Es ist wichtig, dass Mitarbeiter das QS-System und die darin enthaltenen Regeln und Verfahren verstehen und sich an ihnen orientieren.
  • Mitarbeiter können auch an internen Audits und Qualitätsprüfungen teilnehmen, um das QS-System zu überprüfen und zu verbessern.

Prozessorientiertes QM-System

  • Ein prozessorientiertes QM-System konzentriert sich auf die Qualität von Prozessen innerhalb des Unternehmens.
  • Das Ziel ist es, Prozesse so zu optimieren, dass sie möglichst fehlerfrei ablaufen und die gewünschte Qualität sicherstellen.
  • Ein prozessorientiertes QM-System beinhaltet in der Regel detaillierte Prozessbeschreibungen und –dokumentationen, um einheitliche Arbeitsabläufe zu gewährleisten.

Sicherstellung der vorgegebenen Qualität

  • Das vorrangige Ziel von QS- und QM-Systemen ist die Sicherstellung der vorgegebenen Qualität von Produkten und Dienstleistungen.
  • Durch regelmäßige Qualitätsprüfungen und -kontrollen wird sichergestellt, dass die vorgegebenen Qualitätsstandards eingehalten werden.
  • Sollte es trotzdem zu Fehlern oder Abweichungen von den vorgegebenen Qualitätsstandards kommen, sind QS- und QM-Systeme darauf ausgelegt, diese zu erkennen und zu beheben.

Zertifizierung

Eine Zertifizierung ist eine offizielle Bestätigung, dass ein Unternehmen, ein Produkt oder eine Dienstleistung bestimmte Qualitätsstandards bzw. Anforderungen erfüllt. Zertifizierungen werden von unabhängigen Zertifizierungsstellen oder auch Unternehmen durchgeführt, die die Einhaltung der Standards überprüfen. Diese Standards werden hierbei häufig von privaten Unternehmen, Organisationen oder staatlichen Institutionen festgelegt.

Audit

Ein Audit ist eine systematische und unabhängige Prüfung von Unternehmensprozessen und -abläufen. Audits dienen dazu, die Qualität und Effizienz von Prozessen zu überprüfen, also ob diese den Anforderungen entsprechen und um Verbesserungspotentiale aufzuzeigen. Ein Audit kann sowohl intern durchgeführt werden (durch Mitarbeiter des Unternehmens) oder extern (durch eine unabhängige Zertifizierungsstelle oder einen unabhängigen Prüfer) . Die Ergebnisse können dann genutzt werden, um Prozesse und Verfahren zu optimieren und die Qualität zu erhöhen.

Qualitätsplanung

Die Qualitätsplanung ist ein Teil des Qualitätsmanagements und definiert Qualitätsstandards sowie Maßnahmen, welche eingesetzt werden, um die Standards einzuhalten. Hierbei werden Qualitätsanforderungen an ein Produkt oder eine Dienstleistung festgelegt.

Qualitätsziele

Qualitätsziele sind konkrete Zielvorgaben, die festlegen, auf welches Qualitätsniveau ein Produkt oder eine Dienstleistung gebracht werden soll. Sie werden anhand des Ist-Zustands ermittelt und dienen als Orientierung für die Festlegung des Ziel-Zustands. Dabei ist die Zufriedenheit des Kunden immer das übergeordnete Ziel.

Qualitätslenkung/Qualitätssteuerung

  • Qualitätslenkung umfasst die Umsetzung der in der Qualitätsplanung festgelegten Maßnahmen und die Überwachung des Erreichen der Qualität. Auch die Beseitigung von Ursachen, die nicht zufriedenstellende Ergebnisse produzieren, wird hier beachtet.

PDCA – Plan, Do, Check, Act als Qualitätsmanagementzyklus

Der PDCA-Zyklus (Plan, Do, Check, Act) ist ein Qualitätsmanagementmodell, das sich auf die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen bezieht. Der Zyklus umfasst folgende Schritte:

Plan: In diesem Schritt wird das Problem und der Ist-Zustand beschrieben. Darüber hinaus werden die Ursachen von Problemen analysiert, der Zielzustand formuliert sowie Maßnahmen geplant.

Do: In diesem Schritt werden die geplanten Maßnahmen umgesetzt.

Check: In diesem Schritt wird überprüft, ob die Maßnahmen wie geplant umgesetzt wurden und ob das Qualitätsziel erreicht wurde. Ggf. werden die Maßnahmen in diesem Schritt nachjustiert.

Act: In diesem Schritt werden Ergebnisse und Erfahrungen ausgewertet. Dadurch können neue Standards für zukünftige Probleme gesetzt werden.

Kriterien von Softwarequalität

  • Funktionalität: Die Funktionalität beschreibt, ob eine Software die von ihr geforderten Funktionen erfüllt.
  • Zuverlässigkeit: Die Zuverlässigkeit beschreibt, wie verlässlich eine Software ist und wie häufig sie Fehler produziert. Hierbei muss die Software ein vorher definiertes Leistungsniveau halten können. Zur Bewertung der Zuverlässigkeit werden u.a. Unit-Tests angewendet.
  • Benutzbarkeit: Die Benutzbarkeit bezieht sich auf die Einfachheit und Intuitivität der Bedienung einer Software. Die Benutzbarkeit wird durch Software-Tester sowie durch das Feedback des Endanwenders ermittelt.
  • Effizienz: Die Effizienz bezieht sich auf die Geschwindigkeit und Ressourcenverbrauch einer Software. Ebenso bezieht sich die Effizienz auf eine Unterstützung von möglichst vielen Anwendungsumgebungen und Hardware.
  • Änderbarkeit: Die Änderbarkeit beschreibt, wie leicht es ist, eine Software anzupassen oder zu erweitern.
  • Übertragbarkeit: Die Übertragbarkeit beschreibt, wie leicht es ist, eine Software auf andere Systeme oder Plattformen zu übertragen.
  • Sicherheit: Sicherheit ist die Fähigkeit des Systems, gegen unbefugten Zugriff und Missbrauch zu schützen. Software muss hierbei ebenso immer den höchsten Ansprüchen an den Datenschutz und der Integrität sicherstellen.
  • Wartbarkeit: Wartbarkeit ist die Fähigkeit des Systems, leicht gewartet, gepflegt und erweitert zu werden.

Wie lässt sich Softwarequalität sicherstellen?

  1. Anforderungsanalyse: Eine gründliche Analyse der Anforderungen ist der erste Schritt zur Sicherstellung der Softwarequalität. Dies beinhaltet die Identifizierung der Ziele und Anforderungen des Systems, die von den Benutzern und dem Geschäft gestellt werden.
  2. Code-Reviews: Durch die Durchführung von Code-Reviews kann sichergestellt werden, dass der Code strukturiert und den Konventionen entspricht.
  3. Testen: Durch Testen des Codes können Fehler erkannt und behoben werden, bevor das Programm in den Einsatz kommt. Es gibt verschiedene Arten von Tests wie Unit-Tests, Integrations-Tests, Funktionale-Tests, und Performance-Tests, die durchgeführt werden können.
  4. Dokumentation: Eine gründliche Dokumentation des Codes und der Prozesse hilft, das Verständnis des Codes zu verbessern und erleichtert die Wartung und Pflege des Systems.
  5. Automatisierung: Durch die Automatisierung von Prozessen wie Builds, Tests und Deployments kann die Qualität des Codes schneller sichergestellt werden und es kann Zeit und Ressourcen gespart werden.
  6. Security: Durch die Anwendung von Sicherheitsmaßnahmen, wie Penetrationstests und Code-Audits, kann sichergestellt werden, dass der Code keine Sicherheitslücken enthält und somit die Softwarequalität erhöht wird.

Siegel

Geprüfte Sicherheit

Das Siegel „Geprüfte Sicherheit“ wird nach den Anforderungen des § 20 des Produktsicherheitsgesetzes (ProdSG) vergeben und bescheinigt, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung hohe Sicherheitsstandards erfüllt. Die Zertifizierung soll den Endkunden bei ordnungsgemäßer Nutzung vor Schäden am Körper schützen.

Blauer Engel

Der Blaue Engel ist ein Umweltzeichen, das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit vergeben wird. Es wird an Produkte und Dienstleistungen vergeben, die besonders umweltfreundlich sind. Es soll umweltfreundlichere Alternativen oder Entwicklungen kennzeichnen, als andere Produkte der jeweiligen Produkgruppe.

Testverfahren

  • Black-Box-Test: Der Black-Box-Test ist ein Testverfahren, bei dem die internen Funktionsweisen eines Systems nicht bekannt sind. Der Tester gibt bestimmte Eingaben in das System ein und prüft, ob die erwarteten Ausgaben erfolgen.
  • White-Box-Test: Der White-Box-Test ist ein Testverfahren, bei dem der Tester die internen Funktionsweisen eines Systems kennt und gezielt Tests an bestimmten Stellen des Codes durchführt.
  • Komponenten-/Modul-/Unit-Tests: Komponenten-/Modul-/Unit-Tests sind Tests, die einzelne Komponenten, Module oder Units eines Systems prüfen. Sie dienen dazu, Fehler in einzelnen Teilen des Systems aufzudecken. Es werden die technische Lauffähigkeit sowie die Korrektheit der fachlichen Ergebnisse getestet.
  • Integrationstests: Integrationstests prüfen, wie gut die einzelnen Komponenten (Units) eines Systems zusammenarbeiten. Sie dienen dazu, Fehler im Zusammenspiel von Komponenten aufzudecken.
  • Systemtests: Systemtests prüfen das gesamte System und dessen Integration in das Umfeld. Sie dienen dazu, Fehler im Gesamtsystem aufzudecken. Hierbei wird das gesamte System auf alle Anforderungen hin getestet. Die Tests erfolgen hierbei auf einem Testsystem mit Testdaten, die eine Produktivumgebung simulieren.
  • Abnahmetest: Der Abnahmetest ist ein Test, der am Ende eines Projekts durchgeführt wird und dessen Ziel es ist, die Funktionsfähigkeit und Qualität des Systems zu überprüfen. Der Abnahmetest wird in der Regel vom Kunden durchgeführt. Dieser Test ist zudem häufig die Voraussetzung für eine rechtswirksame Abnahme des Projekts. Nach dem Abnahmetest geht die Haftung für das Projekt in die Hände des Auftragsgebers.
  • Lasttest: Der Lasttest ist ein Test, bei dem das System einer hohen Belastung ausgesetzt wird, um zu prüfen, wie gut es diese Belastung verkraftet. Lasttests dienen dazu, die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit eines Systems unter hohen Belastungen zu überprüfen.

Weiteres Lernmaterial

Die hier genannten Bücher/Lernkarten besitze ich ebenfalls und nutze Sie zur Prüfungsvorbereitung.

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Arbeitsbuch

Prüfungsvorbereitung aktuell Teil 1 der gestreckten Abschlussprüfung: Einrichtung eines IT-gestützten Arbeitsplatzes*

Lernkarten

IT-Berufe Abschlussprüfung Teil 1: AO 2020 von René Neumann*

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